Das Bauwesen – und mit ihm auch die Architektur – ist in extremem Wandel begriffen. Das liegt zum einen an der zunehmenden Digitalisierung und deren Möglichkeiten, zum anderen an den immer höheren Anforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes. Als Vorreiter im Holzbau sind Dietrich | Untertrifaller Architekten seit ihrer Gründung in beide Trends stark involviert. Dabei schöpft das Büro die Vorteile neuester Entwicklungen voll aus. Doch nicht nur das: Die Architekt:innen haben ein Gespür für den frischen Wind in der Bauindustrie und denken Prozesse schon sehr viel weiter, als sie aktuell möglich sind.
© DU; Bürogebäude Schwanthalerstraße, München (DE)
„Digitale Revolution“ im Holzbau Anfang der 2000er
Bereits Anfang der 2000er fand im Holzbau eine erste „digitale Revolution“ statt. Digitale Schnittstellen machten es nun möglich, Tragwerke unter idealen Bedingungen maschinell Herzustellen und so ein enorm hohes Maß an Präzision in der Ausführung zu erreichen. Schon damals ließ sich über die elementierte Bauweise mit verschraubten Elementen das heute immer wichtigere Ziel der Rückbaubarkeit erreichen. Was jedoch noch lange fehlte, waren durchgängige Prozessketten. Egal wie gut die Planungsgrundlage durch die Architekt:innen war – die Gewerke mussten darauf basierend anschließend ihre eigenen Pläne und Modelle neu erstellen. Dabei blieb es an den Architekt:innen, die Fachpläne anschließend zu begutachten und zu korrigieren.
© David Matthiessen; Rubina, Regensburg (DE)
Durchgängige Prozesskette durch BIM
Mittlerweile ermöglicht BIM einen durchgängigen Prozess, von der ersten Idee bis zur Ausführung. Häuser können dadurch extrem schnell realisiert, aber gleichsam sehr nachhaltig gebaut werden, da Fehler vermieden werden, die sonst zu Abfällen und „Verschnitt“ auf den Baustellen führen. Hierzu bedarf es letztlich einer (gemeinsam mit den verschiedenen Fachplanungen erreichte) Datenqualität, die es erlaubt, direkt aus dem Gebäudemodell heraus die Produktion (im Holzbau die CNC-Fräse) anzusteuern, um unmittelbar daraus Häuser zu bauen.
Dies ist bei Dietrich | Untertrifaller inzwischen der Status Quo. Das Büro erzeugt bereits in ersten Projekten (unter Beteiligung der Fachingenieur:innen) aus dem in Allplan erstellten BIM-Modell heraus die Abbundpläne. Dadurch kann die Zeit, die zuvor für die Kontrolle der Fachpläne benötigt wurde, nun stärker in die architektonische Qualität und in wichtige Überlegungen zur Nachhaltigkeit (wie der Wiederverwendbarkeit) investiert werden. Dazu gehört unter anderem die Information, wo welches Bauteil ist. So wird aus ehemals einfachen Häusern ein Wissenspool, der potentiell zahlreichen nachgelagerten Anwendungen (Sanierung, Rückbau, Wiederverwendung etc.) dienen kann.
© DU; OPES Works, Oberhaching (DE)
Die Zukunft des Bauens: Integrierte Prozesse
Die bei Dietrich | Untertrifaller Architekten (und nicht nur dort) verwendeten BIM-Modelle verfügen schon jetzt über eine Fülle und Dichte an Informationen, die aktuell noch weitgehend ungenutzt bleibt. Dazu gehören neben Bauteilen und anderen Komponenten (wie Leuchten oder Lüftungsgeräte) auch Bauzeitpläne. Ein nächster Schritt in der Digitalisierung läge hier etwa in einer direkten Schnittstelle zur Industrie. Momentan ist die Datenqualität hierfür noch nicht ausreichend, und auch der Prozess ist noch nicht zu Ende gedacht. Was dem Architekturbüro vorschwebt, sind integrierte Prozesse, in denen – vergleichbar mit der Autoherstellung – nicht nur alle Komponenten eines Hauses bekannt sind, sondern auch völlig klar ist, welches Teil zu welchem Zeitpunkt zusammengefügt werden muss.
© David Matthiessen; Kaltensteinhalle, Vaihingen (DE)
Nach Ansicht von Dietrich | Untertrifaller Architekten braucht es diese integrierten Prozesse, um kostengünstiger, schneller und überhaupt in allen Belangen effizienter zu bauen. Es geht um eine Vernetzung von Informationen, die weit über die bisherige Prozesskette hinausgeht. Wenn wir beispielsweise wissen, welche Auswirkungen die Gebäudeplanung auf die Industrie hat, könnten Gebäude besser kreislauffähig gemacht und geschlossene Stoffkreisläufe geschaffen werden. Um dieses enorme Informations- und Materialkapital zu nutzen, bedarf es unter anderem einer Synchronisierung von digitalem Zwilling und Gebäude über den gesamten Lebenszyklus – oder, in anderen Worten: integrierte Prozessketten von der ersten Idee bis zum Lebensende eines jeden Bauteils.