Auf dem hiesigen Holzmarkt hat ein Trend gekehrt. 2021 und bis ins 2022 hinein gab es immer wieder Lieferengpässe. Dabei gelangte vor allem auch aus Deutschland und Österreich weniger Holz und dies obendrein zu längeren Lieferfristen in die Schweiz.
Das ist nun vorbei, denn die hohe Inflation und die Energiepreise im Ausland haben die Wirtschaft in der Eurozone und damit auch die Nachfrage gebremst. Dortige Sägewerke kürzen ihre Produktion und versuchen im Gegenzug, ihre Lager abzuverkaufen. Das übt Druck aus auf die Schnittholzpreise.
Dies alles gepaart zusammen mit dem sehr schwachen Euro führt dazu, dass ausländische Produkte preislich wieder attraktiver sind für Schweizer Holzbaubetriebe. «Die Situation von Lieferengpässen, exorbitant hohen Schnittholzpreisen und Mengenkürzungen haben viele Holzbaubetriebe scheinbar wieder rasch vergessen», schreibt Heinz Engler, Geschäftsführer der Vermarktungsorganisation Holzmarkt Ostschweiz, in deren jüngsten Holzmarktbericht. Und bringt es auf den Punkt:
«Nachhaltig auf Schweizer Holz zu setzen, hielt nicht lange an.»
Engler spielt damit auf den Umstand an, dass während der Periode langer Lieferzeiten für ausländische Produkte viele Holzbaubetriebe versucht haben, sich in der Schweiz einzudecken. Das bescherte den hiesigen Sägewerken Arbeit en masse und hat die Rundholzpreise nach oben getrieben, wovon wiederum auch die Waldeigentümer profitiert haben.
Doch seit dem Frühherbst 2022 vernimmt Engler auch andere Töne aus der Branche. Zwar seien die Sägewerke nach wie vor recht gut ausgelastet, aber gerade jene Kunden, die früher Produkte aus ausländischem Holz eingekauft hätten, griffen jetzt erneut zu günstigeren Angeboten aus Deutschland. Engler weiss hingegen zu differenzieren: «Es gibt auch Holzbaubetriebe, die setzen voll auf Schweizer Holz.»
Auch die Qualität spielt eine Rolle
Nachfrage bei Martin Giezendanner. Ihm gehört zusammen mit seinem Bruder Christof die Gebr. Giezendanner AG in Ebnat-Kappel, ein Holzbauunternehmen, dessen Wurzeln bis 1980 zurückreichen. Und Martin Giezendanner präsidiert die Sektion Toggenburg des Verbands Holzbau Schweiz. Er bestätigt: «Viele Holzbauer haben früher über Händler grosse Mengen an Produkten aus ausländischen Holz bezogen und dabei vor allem auf Preis und Rendite geachtet. Dann aber sind sie wegen gestiegener Preise und langer Lieferfristen auf Schweizer Holz von Schweizer Sägereien umgeschwenkt.» Mit der besseren Verfügbarkeit im Ausland und den Preisrückgängen deckten sich diese Holzbauer nun wieder wie früher mit ausländischen Produkten ein.
Laut Giezendanner ist der Markt aber komplexer. Zum einen sagt er, sein Unternehmen kaufe seit eh und je Schweizer Holz, und zwar in erster Linie bei ein paar Sägern in der näheren Region. «Solche beständigen Geschäftsbeziehungen und die damit verbundene Kundentreue gewährleisten, dass wir auch dann zu normalen Lieferfristen bedient worden sind, als es auch beim Schweizer Holz Engpässe gegeben hat.»
Hinzu kommt: Nicht jeder Händler habe die gewünschten Produkte aus Schweizer Holz im Angebot. Giezendanner: «Auch deshalb kooperieren wir mit regionalen Sägereien.»
Ein zweiter Punkt ist, dass aber auch Giezendanner gewisse Holzprodukte aus dem Ausland einkauft. Einerseits, weil im Schweizer Wald gar nicht genug Holz geerntet wird, um die Gesamtnachfrage schweizweit zu decken. Andererseits, sagt Giezendanner, erfordere manchmal der Anspruch beispielsweise des Bauherrn an die optische Qualität den Griff zu einem Produkt aus ausländischem Holz, weil auch hier die Ausbeute aus dem Schweizer Wald zu gering sei.
Holzbauer haben alle Hände voll zu tun
Derweil geht Heinz Engler davon aus, dass die Situation mit vermehrten Einkäufen vieler Holzbaubetriebe im Ausland «einige Monate anhält». Aber nicht länger, denn bereits beobachtet Engler, dass die Schnittholzpreise im Ausland «eher wieder steigen», was Schweizer Holz auch preislich wieder wettbewerbsfähiger macht. Wichtig sei, dass Angebot und Nachfrage im Lot seien.
Das gilt auch in der Schweiz. Die Rundholzpreise haben sich auf ihrem höheren Niveau stabilisiert (siehe Grafik). Die Daten von Agristat reichen zwar erst bis August 2022, doch laut Holzmarkt Ostschweiz haben sie sich im September und Oktober gehalten. Engler weiss: «Die Sägewerke sind unter Druck und trotzdem halten sie die Rundholzpreise stabil.» Denn: «Eine Senkung der Rundholzpreise hätte negative Folgen für die Versorgung der hiesigen Sägewerke.»
Denn die Aussichten bleiben intakt, wie Engler sagt: «Trotz leichten Rückgangs in der Bauwirtschaft dürfte der Holzbau besonders profitieren.» Habe doch der CO2-neutrale Baustoff Holz viele Vorteile gegenüber Beton und Stahl. «Dadurch läuft der Holzbau ausgesprochen gut, und viele Betriebe sind bis zum Herbst 2023 ausgebucht.»
Auf und Ab beim Brennholz
Im Sommer 2022 klang es dramatisch. Im Juli sagte Heinz Engler: «Der Brennholzmarkt ist trotz hoher Preise vollständig ausgetrocknet.» Bereits zeichne sich für Herbst und Winter ein Engpass ab. Der Grund: Wegen des starken Anstiegs der Energiepreise wurden neue Wärmeverbunde rasch realisiert, und es mangelte an Pellets. Und im Herbst begannen zudem private Haushalte, sich mit Brennholz einzudecken.
Mittlerweile sieht Engler die Lage entspannter. Im Juli hatte er dringend dazu geraten, Industrie- und Brennholz schon ab Ende August zu schlagen. Heute stellt er fest, seinem Aufruf seien viele Waldbesitzer gefolgt. «Bis Ende November konnten schon zahlreiche Lieferungen getätigt und so der starken Nachfrage entgegnet werden.» Deren Resultat: Beim Brennholz habe es Preiserhöhungen von 20 bis 30 Prozent gegeben.Inzwischen ist die Nachfrage indessen als Folge des bisher milden Winters zurückgegangen. «Der Druck ist etwas weg», sagt Engler. «Die Leute haben kaum mehr Angst vor einer unmittelbaren Energiekrise.» Und: In vielen Haushalten dürfte noch reichlich Brennholz vorrätig sein. «Das kann man problemlos ein paar Jahre lagern», sagt Engler und erwartet, dass die Nachfrage im Herbst 2023 wohl geringer sein dürfte. Brennholz für die Industrie laufe aber immer noch gut.