Wer in Zürich eine Wohnung sucht, braucht grosses Glück: Oft konkurriert man mit Hunderten anderen Mitbewerbenden, nur um ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu finden. Gemäss einer aktuellen Analyse der Fachstelle Wirtschaftspolitik im Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich droht die Wohnungssuche in den nächsten Jahren noch schwieriger zu werden: Die Analyse zeigt, dass die Wohnbautätigkeit im Kanton Zürich bei weitem nicht ausreicht, um die steigende Nachfrage zu decken.
Während bis 2040 jährlich etwa 7600 Wohnungen gebaut werden müssten, um das prognostizierte Haushaltswachstum zu bewältigen, lag der Wohnungsbausaldo – der Saldo zwischen Neubauwohnungen und Abbruchwohnungen – zwischen 2010 und 2020 bei durchschnittlich 7550 zusätzlichen Wohnungen pro Jahr. Auch weiterhin entstünden zu wenig Wohnungen, um mit dem Haushaltswachstum Schritt zu halten.
Baubewilligungsdauer verdoppelt
Die Fachstelle Wirtschaftspolitik sieht mehrere Gründe dafür: Das Bauen von Wohnungsraum im Kanton Zürich werde weniger attraktiv, weil es durch höhere Zinsen und höhere Material- und Baukosten teurer, und durch zusätzliche Regulationen komplizierter geworden sei. Ausserdem habe sich die Baubewilligungsdauer im Kanton Zürich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt.
Die Leerwohnungsziffer von 0,56 Prozent zeige, dass es schwierig bleibe, in Zürich eine Wohnung zu finden. Die Ziffer misst das Verhältnis zwischen den leerstehenden Wohnungen und dem Gesamtwohnungsbestand. Seit 2019 habe sich die Leerwohnungsziffer im Kanton Zürich nahezu halbiert.
Verkehrte Welt bei den Mietpreisen
Durch die Wohnungsknappheit seien die Mietpreise bei Neueinzügen, die sogenannten Angebotsmieten, sprunghaft angestiegen, schreibt der Kanton Zürich. Von 2010 bis Ende 2023 sind diese im Kanton um zirka 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sind die Löhne gemäss einer Lohnumfrage der UBS bis 2023 im Kanton Zürich nur um etwa 14 Prozent gestiegen.
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Während die Mieten von Neubauten so teuer sind wie noch nie, konnten Langzeit-Mieter von Mietzinssenkungen profitieren: Der Referenzzinssatz sank von 2008 bis 2022 von 3,5 Prozent auf 1,25 Prozent. Wer seit 2010 in derselben Wohnung lebt, zahlte Ende 2023 weniger Miete als noch beim Einzug.
Grosse regionale Unterschiede
Regional gibt es im Kanton Zürich aber starke Unterschiede. In der Stadt Zürich beträgt die Leerwohnungsziffer etwa 0,07 Prozent, in Uster hingegen 1,84 Prozent. Uster hat im Vergleich also über 25 Mal so viele leerstehende Wohnungen wie die Stadt Zürich.
Entsprechend gebe es Gemeinden, die kaum von der Wohnungsknappheit betroffen seien, schreibt der Kanton Zürich. Trotzdem: Die Mehrheit der Gemeinden weist eine Leerwohnungsziffer von unter einem Prozent auf, was aufzeige, wie angespannt der Wohnungsmarkt im Kanton sei.