Das Rhybadhysli soll im kommenden Sommer zurück zu alter Grösse finden. Im Moment laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Im zweiten Teil der dreiteiligen Serie zur Sanierung und Erweiterung des Rheinbad Breite erfahren wir weitere Details über das anspruchsvolle Projekt. Das Tiefbauamt erklärt uns im Interview diverse Herausforderungen im Wasserbau.
Architektur Basel: Wie ist das Vorgehen bei bei diesem Projekt? Auf was muss konkret geachtet werden?
Tiefbauamt: Als vorgezogene Massnahmen hat das Tiefbauamt zwischen Januar und Ende April 2022 die instabile Böschung im Bereich des bestehenden Rheinbads sowie im Bereich der Baderweiterung saniert. Dazu war das Setzen von ungespannten Ankern nötig. Zur Druckentlastung durch aufgestautes Wasser in der Böschung wurden Drainagebohrungen erstellt. Vorbereitend für die Baderweiterung (und im Sinne der gemeinsamen Ressourcen-Nutzung des Bohrgerätes) wurden im Auftrag der Abteilung Hochbau bereits die Micropfähle für die oberste Stützenreihe in der Böschung erstellt. Wo nötig, wurden die schadhaften Fugen saniert. Zur Ausführung dieser Arbeiten im Bereich unterhalb des Bermenweges wurde eine durch Blocksteine geschützte Baupiste entlang des Böschungsfusses erstellt. Besonders zu beachten war bei diesen Arbeiten der Gewässerschutz (nur Maschinen mit schnell abbaubaurem Bioöl, keine Betankung auf unbefestigten Flächen etc.). Ebenso zu berücksichtigen war der Zeitpunkt der Ausführung: Die Arbeiten im Gewässerbereich zur Erstellung der Baupiste mussten ausserhalb der Fischschonzeit (Thema Laichplätze) erfolgen. Spundwände kamen für diese Arbeiten keine zum Einsatz.
Was heisst das für das Terminprogramm?
Nach der Pausierung der Arbeiten für die Badesaison 2022 (die Badesaison im bestehenden Bad sollte ohne Baulärm möglich sein, Baupiste blieb jedoch liegen) wurden die Arbeiten im September 2022 wieder aufgenommen. Ab Oktober wurden die Bohrpfähle für den Erweiterungsbau des Rheinbades erstellt. Aufgrund der gewählten Ausführungsvariante war auch für diese Arbeiten kein Spundwand-Einsatz notwendig. Gleichzeitig wurde mit den ökologischen Ausgleichsmassnahmen in der Rheinsohle begonnen. Bis Ende 2022 konnten die Strukturmassnahmen im Bereich des bestehenden Bades sowie unterhalb des Bades abgeschlossen werden. Erst nach Abschluss der Montagearbeiten des Stahlbaus der Rheinbaderweiterung können die Sohlenstrukturmassnahmen im Bereich der Baderweitung sowie oberhalb des Bades fertiggestellt werden. Derzeit laufen die Stahlbauarbeiten. Der Stahlbau wird im Werk vorfabriziert und kommt in Elementen auf die Baustelle, wo er auf die gebohrten Stützenfüsse gestellt und anschliessend zusammengebaut wird. Während der ganzen Ausführung muss der Rheinpegel, die Pegelprognose und seine damit verbundenen Schwankungen beobachtet werden. Das aufgeschüttete Arbeitsplanum ist für einen Mittalwasser-Abfluss von 1’000 m3/s ausgelegt. Bei höherem Abfluss, müssen Maschinen abtransportiert und die Arbeiten unterbrochen werden (was bereits mehrfach der Fall war).
Was ist für Sie das persönliche Highlight am Projekt?
Seitens Tiefbauamts ist das Highlight auf jeden Fall die Arbeit am Wasser. Dies, als Abwechslung zu Standardprojekten im Strassen- und Werkleitungsbau. Abwechslung heisst immer auch, Berührungspunkte mit neuen Themenbereichen und neue Herausforderungen. Als Schlüsselstelle im Wasserbau erweisen sich meist die Logistik sowie die schwankenden Pegelstände. Ein Highlight ist sicherlich auch die Grösse des neuen Rheinbads und die neue Zugangsrampe entlang des Rheinbads. Von dieser ist es in Zukunft möglich, das Rheinbad barrierefrei zu begehen.
Inwiefern konnte auf die ehemaligen Fundamente zurückgegriffen werden?
Die ehemaligen Fundamente des 1994 rückgebauten Rheinbads konnten für die Erweiterung des Rheinbads nicht wiederverwendet werden, da sie sich als nicht tragfähig genug herausgestellt haben. Zudem haben sich die Normen im Hochbau seit der Erstellung des Rheinbades stark geändert und können für heutige Neubauten nicht mehr angewendet werden. Dank der neuen Fundamente ist das erweiterte Rheinbad erdbebenertüchtigt.
Was wurde betreffend ökologischen Ausgleichsmassnahmen unternommen?
Betreffend ökologischer Ausgleichsmassnahmen: Die Erweiterung des Rheinbades kommt in die Naturschonzone zu liegen. Die kantonalen Naturschutzbehörden haben darum bereits im Rahmen der Vernehmlassung zum generellen Baubegehren Abklärungen und Nachweise verlangt, die aufzeigen, wie sich das Erweiterungsprojekt auf die vorhandene Natursubstanz auswirkt und mit welchen Massnahmen die Naturwerte geschützt und allfällige Beeinträchtigung kompensiert werden können. Das Rheinbad kann nur an dieser Stelle erweitert werden, was dazu führte, dass Ersatzmassnahmen ausgewiesen werden mussten. Auf der gegenüberliegenden Rheinuferböschung auf der Höhe Kraftwerk Birsfelden befindet sich ein Vegetationsabschnitt mit ähnlichen Biotopstrukturen. Eine selektive Aufwertung der aktuell völlig verschatteten Fels- und Mauerstandorte an der Rheinhalde entspricht dem wegfallenden Lebensraum im Eingriffsperimeter Rheinbad Breite und unterstützt gleichzeitig die Vernetzung der trockenwarmen Lebensräume entlang des Rheins und über die Landesgrenze hinaus zum Hornfelsen.
Für die ökologische Entwicklung wurden zudem folgende Ziele formuliert:
- Verminderung von Feinsedimentablagerung durch die Erzeugung einer Art Niederwasserrinne unter dem Rheinbad Breite
- Verbesserung der Längs- und Quervernetzung
- Unterstände für Fische und Tiefenvariabilität durch Kolke und Rausche erzeugen
Erreicht werden sollen diese Ziele durch die Erstellung von fünf neuen Buhnen (Regelbauwerk im Wasser zum Uferschutz und zur Lenkung des Flusslaufs). Diese Buhnen dienen der Erzeugung einer Niederwasserrinne, zur Reduktion der Ablagerungsproblematik, zur ökologischen Aufwertung und zur dauerhaften Sicherung der Sohle bzw. des Böschungsfusses. Oberhalb des Bades, im Bereich einer bestehenden Buhne, werden lebende Abweiser (verschiedene Weiden) sowie Wurzelstöcke zum Einsatz kommen. Im Bereich des Bades können Wurzelstöcke aufgrund der möglichen Gefährdung der Badenden nicht eingebaut werden.
Herzlichen Dank für das spannende Interview!