Warum hat der New Yorker Stadtteil Manhattan eine so hohe Dichte an Hochhäusern? Weil die Nachfrage nach Wohnraum schon früh deutlich höher war, als es die beengten Platzverhältnisse auf der Manhattan-Insel zuliessen. Es blieb nichts anderes übrig, als in die Höhe zu bauen.
Von vergleichbaren Zuständen ist die Schweiz noch weit entfernt. Aber auch hierzulande wird immer öfter «verdichtet» und in die Höhe gebaut. Dies nicht nur für repräsentative Bürotürme, sondern vermehrt für Wohnhäuser, die angesichts des angespannten Wohnungsmarkts «Betongold» für Investoren sind.
Aktuell bekanntestes Beispiel ist der Zürcher Vorort Dübendorf, wo mit der Eröffnung der Siedlung Three Point bald vier der fünf höchsten Wohntürme der Schweiz stehen – was dem Ort den Übernamen «Dübai» eingebracht hat.
Aktuell sieht die Rangliste der höchsten Schweizer Häuser wie folgt aus:
Höchste Gebäude (ohne Wohnzweck)
- Roche Tower 2, Basel: 205 Meter
- Roche Tower 1, Basel: 178 Meter
- Prime Tower, Zürich: 126 Meter
- Messeturm, Basel: 105 Meter
- Sulzer-Gebäude, Winterthur ZH: 100 Meter
Höchste Wohnhäuser
- Three Point E, Dübendorf ZH: 113 Meter*
- Three Point C, Dübendorf ZH: 111 Meter*
- Three Point D, Dübendorf ZH: 103 Meter*
- Bäretower, Ostermundigen BE: 101 Meter
- Jabee Tower, Dübendorf ZH: 100 Meter
Zahlreiche neue Hochhäuser in Entstehung
Eigentlich gibt es in der Schweiz schon lange hohe und grosse Siedlungen. Der 1968 erstellte Wohnkomplex Cité du Lignon in Vernier GE ist auf 15 Geschossen verteilt 91 Meter hoch und 980 Meter lang. Ursprünglich für 10’000 Bewohner konzipiert, leben dort aktuell weniger als 6000 Mieter in rund 2800 Wohnungen. Es ist das längste Hochhaus Europas.
Es gibt weitere solche Oldies. Etwa das ab 1972 erbaute Quartier Telli in Aarau, in dessen vier bis zu 50 Meter hohen «Staumauern» über 2500 Menschen leben. Oder in Zürich-West die 1978 fertiggestellte Siedlung Hardau mit ihren vier braunen Wohntürmen, die insgesamt 800 Wohnungen beinhalten. Der höchste Turm ist 95 Meter hoch.
Nach dem kurzen Hochhausboom der 70er-Jahre passierte aber lange Zeit nichts. Erst in den vergangenen fünf bis zehn Jahren hat ein neuer Hochhausboom eingesetzt.
Aktuell entstehen in diversen Schweizer Städten zahlreiche neue Hochhäuser. Mit dem 100 Meter hohen Rocket entsteht in Winterthur ZH bis 2026 ein Holzhochhaus, das das höchste weltweit sein wird. In Bern sind im Stadtteil Holligen drei Türme mit 220 Wohnungen geplant; der höchste Turm wäre mit 110 Metern höher als das Berner Münster. In Kriens LU hat das Volk kürzlich den Bau des 110 Meter hohen Pilatus Tower gutgeheissen. In Basel hat Roche die Pläne für einen dritten, 221 Meter hohen Turm sistiert, plant aber einen 72 Meter hohen Bau. Im Zürcher Hardturm-Areal sollen zwei Hochhäuser von je 137 Metern Höhe entstehen, und sogar ein Bau mit 250 Metern Höhe ist nicht ausgeschlossen.
Die kleine Schweiz – auch architektonisch
Das grösste Schweizer Bauwerk sind all diese Gebäude aber längst nicht. Diesen Platz nimmt der Staudamm Grande Dixence in Hérémence VS ein, mit einer Höhe von 285 Metern.
Im internationalen Vergleich ist das aber alles Pipifax. Das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), misst 830 Meter, ist also über viermal so hoch wie der Roche Tower 2. Inzwischen sprechen Architekten bereits über zwei Kilometer hohe Häuser!
Das längste zusammenhängende Gebäude der Welt, Terminal 3 am internationalen Flughafen von Peking (China), ist über 2900 Meter lang, also gut dreimal so lang wie die Cité du Lignon bei Genf.
Der höchste Staudamm der Welt, Nurek in Tadschikistan, ist indes mit 300 Metern nur knapp grösser als die Grande Dixence. 2028 soll ebenfalls in Tadschikistan ein Staudamm mit 335 Metern Höhe vollendet werden.