Dienstag, 18. Februar, 2025
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Baubranche in der Schweiz – Eine Standortbestimmung 

Artikel; René Bucher, Head of Construction, Howden Schweiz AG

Baubranche Schweiz – der Peak des Leidens ist erreicht

Heute bestellt und bezahlt, aber erst in 12 Monaten geliefert! Bei Ausschreibungen keine Offerten erhalten! Im Juni ein Dutzend Offerten erhalten, und nur ein Unternehmen kann dieses Jahr noch liefern! Man bekommt die Waren schon noch, wenn man dafür den geforderten Aufpreis bezahlt!

So tönt und tönte es seit längerem in der Baubranche. Doch die erfahrenen Spezialisten im Baumanagement und -finanzierung sehen Silberstreifen am Horizont.

Dies ist der erste Teil einer Serie über Herausforderungen in der Baubranche Schweiz und die Deckungsprobleme bei den Versicherungslösungen.

Preisanstieg

Ein klarer Preisanstieg ist spürbar und ist teilweise eine Folge der Konflikte und Kriege. Ein anderer Teil ist aber auch hausgemacht resp. Preise werden teilweise angehoben ohne jegliche Basis. Reto von Allmen, Inhaber der Arcanus AG zeigt dies anhand von Dämmmaterialien. Diese sind knapp, da in den Fabriken in Spanien und Frankreich während der Pandemie nicht gearbeitet werden konnte. Die Verknappung konnte seither nicht aufgeholt werden und die Produzenten hätten auf die hohe Nachfrage mit einer Preiserhöhung von 3% reagiert. Einzelne Unternehmer hätten nochmals bis zu 5% draufgeschlagen und so das Produkt weiter verteuert.

Erschwerend kommt dazu, dass es kaum mehr Festpreise gibt. Romeo Andreoli, Projetleiter bei Stephan Häusler AG, nennt den Kauf von Armierungsstahl als Beispiel. Über Jahre hinweg konnte man die Preise bis zum Bau-Ende fixieren. Der Baumeister vereinbarte Jahreslieferverträge mit dem Stahllieferanten. Dies gab allen Beteiligten eine Preissicherheit. Heute sind die Preise nicht mehr fest, sie werden meist indexiert. Der Stahl wird portionenweise geliefert, und jedes Mal zu unterschiedlichen Konditionen. Die Differenz kann nicht weiterverrechnet werden.

Lieferschwierigkeiten

Extrem sind Lieferschwierigkeiten von Materialien und Komponenten, welche im Fernen Osten produziert werden. Das grosse Problem ist nicht mal der erhöhte Preis, sondern der Liefertermin. Man erhält lediglich eine Bestätigung der Bestellung, ohne verlässliche Lieferdaten und ohne Preissicherheit.

Romeo Andreoli hat eine interessante Anekdote dazu erlebt. Wärmepumpen, welche er im Februar bestellt hatte, sind noch immer nicht angekommen. Meist wurden bei solchen Themen der Krieg oder Corona als Grund angegeben. In diesem Fall teilte die Firmenleitung mit, sie seien Opfer eines Cyber-Angriffes geworden und hätten daher eine längere Zeit nicht produzieren können.

Auch Reto von Allmen erlebt ähnliches. Bei Balkongeländern fehlt die Füllung, welche einfach nicht aus Italien ankam oder für 400 neue Wohnung wurden lediglich 10 Storen Motoren geliefert. Dies ziehe sich seit 2020 durch.

Viel früher planen

Die Auswirkungen der Preisanstiege und der Lieferschwierigkeiten sind einschneidend, speziell bei Objekten, welche vom Immobilen-Unternehmer verkauft werden. Der Endkunde muss frühzeitig informiert werden über die schwierige Situation und Konventionalstrafen müssen ausgeklammert werden.

Der Zeitfaktor ist beim Bau von Wohngebäuden weniger kritisch als bei Gewerbeimmobilien. Büroräumlichkeiten oder Ladengeschäfte benötigt der Kunde eher kurzfristig und jede Verzögerung des Bezugs kann weniger Umsatz bedeuten.

Situation hat auch etwas Positives

Die Herausforderungen betreffen alle Marktteilnehmer. Romeo Andreoli, hat das Gefühl, dass das gegenseitige Verständnis für die Probleme zugenommen hat. Früher war man noch schneller empört, aber schlussendlich sitzen alle im selben Boot.

Ähnliches erlebt auch Thomas Kaul, CFO bei Intershop Management, einem Unternehmen, welches ein grosses Portfolio von Immobilien in der Vermietung hat. So ist das Unternehmen während der Pandemie einzelnen Mietern entgegengekommen und hat die Mieten teilweise reduziert. Schliesslich hat auch ein Vermieter ein grosses Interesse an langfristigen Partnerschaften. Trotzdem hat man in diesem Jahr höhere Debitorenverluste zu verbuchen als in den letzten Jahren.

Zukunftsaussichten – von gespannt bis rosig

Grosse Sorge haben die Marktteilnehmer bezüglich dem Fachkräftemangel. Und mit der Pensionierung der sogenannten Baby-Boomer, werden noch mehr Personen die Branche verlassen. Und diese zu ersetzen, wird schwierig.

Thomas Kaul führt weitere Themen an. Die Zinserhöhungen bringen eine zusätzliche Unsicherheit in die Branche. Ihn beschäftigt die Frage, wo sich die Zinsen hinbewegen und welchen Einfluss dies auf Immobilien als Anlagekategorie hat. Dazu sei die Arbeitslosigkeit nach wie vor auf einem tiefen Niveau und die Zuwanderung gleichzeitig gross. Das bedeutet, dass sowohl im Bereich Wohnen viel absorbiert wird und gleichzeitig auch Büroräumlichkeiten und Arbeitsplätze benötigt werden. Solange die Schweiz nicht in eine Rezession gerate, beruhigt ihn diese Situation.

Die grösste Herausforderung für die Branche sieht Thomas Kaul in den Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Die Gebäude müssen inskünftig noch nachhaltiger gebaut werden. Dies sei absolut richtig und notwendig. Gleichzeitig werde dies mittelfristig einen direkten Einfluss auf die Immobilienpreise haben.

Die Herausforderungen und die Risiken bleiben vielfältig. Entscheidend ist daher, dass man die Risiken richtig einschätzt und wo möglich auch absichert. Dazu empfiehlt sich der Beizug eines Spezialisten, welcher gleichermassen in der Baubranche und der Versicherungswelt zu Hause ist.

Baubranche Schweiz – auch 2023 wird ein Jahr voll Herausforderungen

Auf dem Bau wird ehrliche Arbeit geleistet! Wir sind es uns gewohnt, mit grossen Herausforderungen umzugehen und darauf zu reagieren. Im Nachhinein hat uns die Pandemie vorbereitet auf die Probleme, welche nun auf uns zukommen.

So tönt es zurzeit auf dem Bau und in der Baubranche. Doch die erfahrenen Bauleiter und Architekten sind darauf vorbereitet.

Dies ist der zweite Teil über Herausforderungen in der Baubranche Schweiz und wie die Akteure damit umgehen.

Inflation – Mieten und Hypothekar-Zinsen steigen

Die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz ist ungewisser denn je. Die Inflation ist zwar für schweizerische Verhältnisse hoch, im Vergleich mit unseren Nachbarländern aber noch immer tiefer. Und das wird sich auch in diesem Jahr kaum ändern. In den Medien wird sogar von einer leicht rückläufigen Entwicklung gegenüber 2022 geträumt.

Dies ist allerdings nur eine Seite der Wahrheit. Die Baubranche sieht sich mit unbekannter Teuerung in verschiedenen Bereichen konfrontiert. So schätzt Lombard Odier, dass die Wohnungsmieten im 2023 um bis zu fünf Prozent steigen werden und die Zürcher Kantonalbank sieht in Ihrer Berechnung einen Anstieg um 15 Prozent in den nächsten vier Jahren.

Die Finanzexperten gehen im Weiteren davon aus, dass die Langfristzinsen weiter steigen. Das erhöht das Risiko von Zahlungsausfällen bei Hypotheken. Der für die Baubranche wichtigste Teil der Teuerung kommt jedoch aus dem Ausland. Ein grosser Teil des Baumaterials wird aus dem Ausland importiert. Dabei schlägt nicht nur der Produzent seine Teuerung drauf, sondern auch der Importeur und Händler.

„Niemand weiss, wie es weiter geht. Bei der Vergabe einer grossen Überbauung ist die Frage, wie die Teuerung verrechnet wird. Die Kalkulation ist ein grosser Aufwand für die Bauherrschaft,“ führt Ruedi Schellenberg, von Schellenberg+Schnoz AG, aus. „Das Ziel ist es, möglichst genau nur die effektive Teuerung zu bezahlen. Wir kalkulieren diese nicht nach einem Index. So fixieren wir den Stahl mit einem Preis pro Tonne und vereinbaren, dass der Preis teuerungsberechtigt ist. Danach rechnen wir pro Lieferung ab mit der jeweiligen Teuerung.“

Die Finanzierung von Lieferschwierigkeiten

Man geht davon aus, dass die Logistik- und Produktionsengpässe auch in diesem Jahr eine Herausforderung bleiben. Allerdings hört man aus der Baubranche, dass bei einer genauen Planung und einem flexibleren Bauprogramm kaum Verzögerungen zu befürchten sind.

Thomas Locher, Inhaber der Locher Tezzele AG, führt aus: „Kleiner Aufschläge haben wir meist selbst getragen. Heute erleben wir einen richtigen Wildwuchs an Aufschlägen und Zuschlägen. Rohstoffzuschlag, Logistikzuschlag, Teuerungszuschlag und vieles mehr. Als der Dieselpreis hoch ging, wurden viele Preise sofort erhöht, als er wieder runter ging, passierte nichts.“

Auch Ruedi Schellenberg sieht bei längeren Lieferdauern nicht die terminlichen Aspekte als Problem, sondern die Finanzierung der Lieferungen. „Man bezahlte früher 90% der Leistungen vor Ort. Da die Handwerker das Material viel früher bestellen müssen, spielen die Handwerker, welche eine grosse Vorleistung erbringen (z.B. Fenster, Küchen), nun also die Bank. Das ist eine Herausforderung für viele Betriebe. Wir tragen diese mit, indem wir 30% im Voraus bezahlen, damit diese Handwerker den Einkauf erledigen können.

Fachkräftemangel: alle wollen studieren, wenige absolvieren eine Lehre auf dem Bau!

Kaum vergeht ein Tag, an welchem man nicht über den Fachkräftemangel in der Schweiz liest und hört. Viele Akteure der Schweizer Baubranche winken bei diesem Thema ab, denn in dieser Branche leidet man schon lange unter dem Mangel an Fachkräften in den unterschiedlichsten Berufen.

Ruedi Schellenberg hat früher Informationsveranstaltungen für Handwerksberufe an Schulen veranstaltet. Die Gegenwehr vom Lehrpersonal und den Eltern war jedoch massiv. Sie wollen die Schüler lieber ins Gymnasium bringen, anstelle einer Lehre. Es sei wichtig, dass die Berufsbilder der Baubranche wieder mehr Anerkennung erfahren.

Auf dem Bau war es schon immer so, dass viele Fachkräfte aus dem Ausland kamen. Dies hat meist über Generationen eine Tradition. Viele Arbeiter kommen und kamen aus Südeuropa. Geändert hat sich in den letzten Jahren, dass diese Fachkräfte früher wieder nach Hause gehen oder überhaupt nicht mehr in die Schweiz kommen, da es sich mittlerweile auch in diesen Regionen besser leben lässt.

„Wir bilden selbst aus und setzen uns dafür ein, dass die Mitarbeiter bei uns bleiben,“ ergänzt Thomas Locher. „Es ist aus meiner Sicht noch immer so, dass es der beste Weg ist, wenn man das Handwerk von Grund auf lernt und sich dann weiterbildet.“ Auch er ist der Meinung, dass die Berufe der Baubranche wieder interessanter werden müssen. „Weniger Administration und Vorschriften und wieder mehr arbeiten!“ ist das Motto von Thomas Locher.

Positive Zukunftsaussichten – wenn auch die Politik mitspielt

Verschiedene Prognosen sehen bis nächstes Jahr einen Lehrwohnungsbestand von unter einem Prozent in der Schweiz voraus. Die Nachfrage nach Immobilien bleibt bestehen und wird durch die Zuwanderung weiterhin befeuert. Die Zukunft sieht also rosig aus.

„Das Problem ist, dass es kaum mehr bezahlbare Grundstücke gibt. Die öffentliche Hand will nichts mehr verkaufen oder macht enorme Einschränkungen, so dass es für Investoren und Genossenschaften bisweilen uninteressant wird, überhaupt zu bauen,“ erklärt Ruedi Schellenberg.

Für ihn ist klar: die Politik muss wieder liberaler werden, Veränderungen der Zonenordnung sollten wieder vor die Gemeinde kommen. Im Kanton Zürich wurde die Zonenordnung harmonisiert, mit dem Effekt, dass es statt bisher etwa 50 Artikel, nun deren 70 Auflagen und Einschränkungen sind.

Was dies für die Versicherungsseite bedeutet!

Das Verständnis für Versicherungen ist bei den Handwerkern höher als früher. Das ganze Thema ist jedoch komplexer. Und schlussendlich fühlt sich jeder Handwerker besser, wenn er auf dem Bau ist, statt sich im Büro mit Versicherungen herumzuschlagen. «Man muss halt einen guten Berater haben, der die Anliegen versteht und welchem man Vertrauen kann,» sagt Ruedi Schellenberg. Und Thomas Locher ergänzt: «Die Bürokratie macht die Baubranche kaputt. Wir sind darauf angewiesen, dass uns diese Arbeiten von vertrauenswürdigen Personen abgenommen werden.»

Die Herausforderungen und die Risiken bleiben vielfältig. Entscheidend ist daher, dass man die Risiken richtig einschätzt und wo möglich auch absichert. Daher empfiehlt sich der Beizug eines Spezialisten, welcher gleichermassen in der Baubranche und der Versicherungswelt zu Hause ist.

Die Baubranche in der Schweiz ist robust

Im dritten Teil der Serie über die Baubranche in der Schweiz schauen wir die Situation mit den Augen von Versicherungsfachleuten, welche spezialisiert auf Bauversicherungen sind, an.

Es ist offensichtlich: wenn es um die Herausforderungen im täglichen Geschäft geht, sitzen alle Beteiligten im selben Boot, von den Bauherren über die Architekten und Handwerker bis zu den Brokern und den Versicherern. Alle sind trotz den unzähligen Unsicherheiten guten Mutes. Die Branche hat gelernt damit umzugehen und geht gestählt in die Zukunft.

Unzählige Unsicherheiten und ihre Folgen

Angesprochen auf die aktuelle Lage zählt Fabian Raschle, Leiter Bauversicherung bei der AXA Schweiz, die Inflation und die Energiekrise auf und unterstreicht damit, wie die Kalkulierbarkeit und die Planungssicherheit abgenommen haben. Auch den Fachkräftemangel in der Branch erwähnt er.

Daniel Hauser, Leiter Engineering Lines Domestic bei der Zürich Versicherungsgesellschaft, ergänzt, dass durch diesen Mangel an Fachpersonal, auf den Baustellen häufiger Hilfspersonal eingesetzt wird, welches teilweise nicht genügend Qualifikationen mitbringen und damit zu einem höheren Schadenpotential führen. «Weil wir in der Schweiz zu wenig Arbeitskräfte haben, werden Aufgaben durch ausländische Unternehmen ausgeführt, welche nicht immer den Schweizer Qualitätsstandards entsprechen.»

Je höher der Zeitdruck, desto höher ist natürlich die Gefahr von Fehlern, was ebenfalls wiederum das Schadenpotential steigert. «Und wenn dann während der Bauphase das Planerteam ausgewechselt wird, nimmt der Druck tendenziell noch mehr zu», so Daniel Hauser.

Mirjam Angehrn, Senior Underwriter Technische Versicherungen bei Helvetia Versicherungen, sieht weitere Herausforderungen in der Raumplanung bzw. in den notwendigen Bewilligungen. Man hat als Bauherr immer mehr Auflagen zu erfüllen. „Dass er die Geologie mitbringt, ist nichts Neues. Da vermehrt an Lagen gebaut wird oder gebaut werden muss, welche ein höheres geologisches Risiko mit sich bringen, stellt die Bauherren teilweise vor Probleme.“

Zunehmende Zurückhaltung der Versicherer

„Mehr Ausschlüsse als vor etwa fünf Jahren gibt es eher nicht“, sagt Christoph Guntersweiler, Leiter Technische Versicherungen bei Helvetia Versicherungen. Er fügt sogleich an, dass man auf der Versicherungsseite vermutlich kritischer geworden ist. „Der Markt wurde immer weicher, das heisst die Prämien kamen immer stärker unter Druck. Die Reserven, um kritische Risiken grosszügig zeichnen zu können, haben merklich abgenommen!“

Daniel Hauser ist der Meinung, dass die technische Entwicklung einen grossen Einfluss hat. „Bessere Überwachungsmöglichkeiten oder bessere Vermessungsgeräte führen speziell bei anspruchsvollen Bauvorhaben zu mehr Sicherheit. Eher zurückhaltend ist man heute bei komplexen Bauprojekten, die nicht angemessen geplant worden sind.“

„Grosse Baustellen werden zurückhaltender versichert. Dazu kommt, dass heute häufiger gebaut wird, wo man es früher für zu riskant hielt, wie zum Beispiel bei Hanglagen mit Rutschgefahr. Es kommt heute, im Vergleich zu früher, eher vor, dass der Versicherung das Risiko zu gross ist“, führt Fabian Raschle aus.

Anspruchshaltung gegenüber den Versicherungen steigt

„Dann muss man halt eine Versicherung abschliessen!“ Diesen Satz hört man häufig und in den unterschiedlichsten Phasen in den grossen Bauprojekten. Mirjam Angehrn führt dazu aus, dass immer mehr auf die Versicherung überwälzt werden möchte. „Man hat in den Bauvorhaben immer Diskussionspunkte und Spannungsfelder. Früher haben die verschiedenen Parteien auf der Baustelle pragmatisch und schnell eine Lösung gesucht. Heute ruft man schneller Mal nach der Versicherung und löst damit einen administrativen Prozess aus, welcher unter Umständen länger dauert.“

Christoph Guntersweiler bestätigt die Aussagen: „Aufgrund des weiter steigenden wirtschaftlichen Druckes hat sich die Anspruchshaltung verändert.“

Auch Fabian Raschle von der AXA Schweiz beobachtet diese Entwicklung: „Es werden immer höhere Summen angefragt. Die Bauwesen Versicherung stösst dann teilweise an Kapazitätsgrenzen.“

Klimaveränderungen beeinflussen den Bau

Der Blick in die viel erwähnte Glaskugel ist schwierig. Zur Zinsentwicklungen werden keine Aussagen gemacht. Auch zur konjunkturellen Entwicklung wagt man sich bei den grossen Versicherungen nicht auf die Äste hinaus. „Bauen wird immer teurer. Dies kann aber auch zur Folge haben, dass man vorsichtiger und qualitativer baut,“ hofft Mirjam Angehrn.

Auf die Zukunft angesprochen, äussert Daniel Hauser die Vermutung, dass die Klimaveränderungen und deren Einfluss auf den Bau in der Schweiz noch unterschätzt werden. „Wetterextreme werden weiter zunehmen. Da wird noch einiges auf die Branche zukommen.“ Er sieht noch mehr Handlungsbedarf beim Thema der Nachhaltigkeit, nicht nur auf dem Bau.

Grundsätzlich ist man sich aber einig, dass die Baubranche in der Schweiz robust ist. Es ist allgemein bekannt, dass die Nachfrage grösser ist, als das Angebot, nicht zu Letzt auch aufgrund der Zuwanderung. „Und sollte es zu wenig Neubauten geben, gibt es noch immer genügend ältere Liegenschaften, welche umgebaut oder renoviert werden müssen“, fügt Christoph Guntersweiler an.

Die Rolle der Broker!

Hüben wie drüben ist man sich einig, dass bei den technischen Versicherungen, insbesondere bei den Bauversicherungen, den Brokern eine wichtige Rolle zukommt. Christoph Guntersweiler von Helvetia Versicherungen führt aus: «Mehr als bei anderen zu versichernden Risiken ist es hier sehr wichtig, dass der Broker viel von der Materie versteht. Er kann und soll den Kunden fachlich und neutral betreuen, nicht nur im Schadenfall.»

Daniel Hauser von der Zürich Versicherung unterstützt diese Aussagen: «Es reicht nicht, wenn der Broker die einzelnen Deckungen abhakt. Es ist wichtig, dass er eine Gesamtanalyse durchführt. Häufig werden Äpfel mit Birnen verglichen und dem Kunden dann die günstigere Police empfohlen. Damit ist niemandem geholfen.»

Die Herausforderungen und die Risiken bleiben vielfältig. Entscheidend ist daher, dass man die Risiken richtig einschätzt und wo möglich auch absichert. Daher empfiehlt sich der Beizug eines Spezialisten, welcher gleichermassen in der Baubranche und der Versicherungswelt zu Hause ist.

Die Baubranche Schweiz lässt sich nicht unterkriegen!

Als Spezialist für Bauversicherungen und früher selbst auf dem Bau tätig bin ich in regelmässigem Austausch mit verschiedenen Fachleuten aus der Branche. Dabei sind mir in den Gesprächen in letzter Zeit verschiedene Herausforderungen aufgefallen, mit welchen wir in der Schweiz konfrontiert sind.

  • Lieferschwierigkeiten
    Nach wie vor grosse Lieferschwierigkeiten hat die Branche mit Materialen und Komponenten, welche aus dem Fernen Osten kommen. Lieferdaten und Preissicherheit gibt es immer weniger.
  • Planungssicherheit und Kalkulierbarkeit
    Es gilt, früher und genauer zu planen. Endkunden müssen frühzeitig über die schwierige Situation informiert werden und Konventionalstrafen müssen ausgeklammert werden. Speziell bei Gewerbeimmobilien ist die Zeit ein wichtiger Faktor.
  • Inflation
    Gemeinhin geht man davon aus, dass die langfristigen Zinsen weiter steigen. Das erhöht das Risiko von Zahlungsausfällen bei Hypotheken. Der für die Baubranche wichtigste Teil der Teuerung kommt jedoch aus dem Ausland. Ein grosser Teil des Baumaterials wird aus dem Ausland importiert. Dabei schlägt nicht nur der Produzent seine Teuerung drauf, sondern auch der Importeur und Händler.
  • Fachkräftemangel
    Nichts neues, darunter leidet die Baubranche schon länger. Die Situation hat sich nochmals verschlechtert, da die Saisoniers nach der Pandemie teilweise nicht mehr zurück gekehrt sind. Ziel der gesamten Branche muss es sein, die Bauberufe auch im Inland wieder attraktiver zu machen und Junge von einer Ausbildung zu überzeugen. Hier sind auch die Eltern und die Grundschulen in der Pflicht. Sie müssen die Jobsicherheit und die guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigen und so die Attraktivität der handwerklichen Berufe vermitteln. Das Handwerk wird immer einen goldenen Boden haben, speziell jetzt, wo sich KI in den kaufmännischen Berufen rasant ausbreitet.
  • Es muss weiter gebaut werden, aber wo?
    Allgemein bekannt ist, dass es speziell in städtischen Gebieten kaum freie Wohnungen gibt. Doch vielerorts erschweren oder verunmöglichen die zahlreichen Auflagen den Bau und bezahlbare Grundstücke sind Mangelware. Es muss für die Investoren und Genossenschaften wieder interessant werden, zu bauen. Da ist die Politik gefordert.
  • Anspruchshaltung gegenüber Versicherungen
    Die Anspruchshaltung der Baubranche gegenüber den Versichern hat sich nicht zu Letzt aufgrund des wirtschaftlichen Drucks verändert. Wenn man früher den Konflikt einvernehmlich unter den Parteien zu lösen versucht hat, wird heute schnell mal nach der Versicherung gerufen, was einen administrativen Prozess auslöst, welchen den Bau verzögert und die Kosten erhöht. Wieder mehr Pragmatismus wäre hier die Lösung.

Bei technischen Versicherungen, und insbesondere bei Bauversicherungen kommt den Brokern eine wichtige Rolle zu. Umso wichtiger ist es, dass der Broker viel von der Materie versteht. Er kann und soll so den Kunden fachlich und neutral betreuen, und dies nicht nur im Schadenfall. Spezialisten, welche gleichermassen in der Baubranche und der Versicherungswelt zu Hause sind, sind selten. Sie helfen ihren Kunden, die Risiken richtig einzuschätzen und wo möglich auch korrekt abzusichern.


Quellenangabe für den Artikel:

René Bucher
Head of Construction
Howden Schweiz AG

Bahnhofstrasse 8

6300 Zug

rene.bucher@howdengroup.com

www.howdengroup.ch

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